Metall (jīn) 金 

In den Tiefen der Erde bilden sich unter hohem Druck und Temperatur Erze und Mineralien mit besonderen Eigenschaften. Aus den Erzen konnten die Menschen des alten China Metalle schmelzen, die sich zu harten und scharfen Werkzeugen, Waffen und Rüstungen fein und präzise verarbeiten ließen. Kristalle und Edelsteine erstaunten sie durch ihre scharfen, regelmäßigen Formen oder ihre klaren, durchsichtigen Farben. Diese Eigenschaften ordneten sie dem Element Metall zu.

Die Metall-Energie ist die Energie der Verdichtung und Verfeinerung. Im Lebenszyklus entspricht sie der beginnenden Phase des Alterns, in dem Menschen sich zunehmend auf das für sie wirklich Wesentliche konzentrieren, sich von Unwichtigem trennen und lernen loszulassen. Lebensaufgaben, Arbeit und Besitz werden an die folgende Generation übergeben. Im Jahreszyklus entspricht dem Metall der Herbst: die Zeit, in der die Natur "zurückfährt", Tiere sich auf die Winterruhe vorbereiten und sich zurückziehen, Bäume sich von ihren "Atmungsorganen", dem Laub, trennen.  

Die Entscheidung, was wichtig, gut und brauchbar ist, muss unser Körper in jedem Augenblick immer wieder neu treffen. Was muss behalten werden von dem, was wir mit Atmung und Nahrung aufnehmen? Was ist verbraucht und muss ausgeschieden werden? Gegen was muss sich der Körper abgrenzen? Aus Sicht der chinesischen Medizin ist das die Aufgabe von Lunge, Dickdarm und Haut. Über die Lunge nehmen wir den lebensnotwendigen Sauerstoff auf und geben "verbrauchte" Luft, Kohlendioxid und andere gasförmige Abfallstoffe wieder in die Umwelt ab. Über die Schleimhaut der Lunge stehen wir so in einem intensiven Austausch mit der Umwelt. Der Dickdarm entzieht der Nahrung die letzten feinen verwertbaren Anteile und vor allem Wasser, das wir zum Leben brauchen; den nicht verwendbaren groben Rest scheidet er aus. Auch über die Haut nehmen wir Stoffe aus der Umwelt auf (z.B. Hautatmung, aber auch Infektionen) und geben Stoffe ab (z.B. über Schweiß- und Fettdrüsen). Zugleich arbeitet an diesen Grenzflächen zu unserer Umwelt auch unser Immunsystem besonders intensiv; auch das gehört zur Metall-Energie - vergleichbar einer Ritterrüstung.

Nicht nur körperlich, auch geistig und seelisch spielt diese Energie des Unterscheidens, Trennens und Loslassens eine wichtige Rolle für unsere psychische Gesundheit. Zu unterscheiden, was wertvoll, richtig und wichtig ist und uns von dem zu trennen, was unwichtig oder gar schädlich ist, das erfordert kluge Sensibilität und Empfindsamkeit. Wichtig ist die Fähigkeit, in Kontakt und Berührung mit der Umwelt zu sein, aber sich nicht vereinnahmen zu lassen, sondern sich auch kristallklar abgrenzen zu können. Kritikfähigkeit, klar strukturiertes Denken, strategische Entscheidungsfreudigkeit und Disziplin, Rechtschaffenheit und Fairness sind "metallische" Eigenschaften. Loslassen und sich trennen ist oft begleitet von Traurigkeit, Melancholie, Trauer bis hin zur Depression. Diese Gefühle gehören deshalb ebenfalls zum Metall.

Störungen des Metall-Elements machen sich auf körperlicher Ebene bemerkbar durch eine schwache Immunabwehr, Neigung zu Erkältungskrankheiten, unreine, gereizte Haut und trockene Schleimhäute, Allergien und Verdauungsstörungen wie Verstopfung. Auf seelisch-geistiger Ebene kann es einerseits zu einer zu starken emotionalen Distanzierung, Abgrenzung und Isolation kommen oder andererseits zu einem Klammern an Altem, Nutzlosem, einem Nicht-Loslassen-Können, einem Beharren auf alten Denk- und Verhaltensmustern, unklarem Denken, Entscheidungsträgheit, fehlendem Vertrauen in die Zukunft.  

Zum Metall-Element gehören die Leitbahnen der Lunge und des Dickdarms. Den Verlauf der Leitbahnen kannst du über die Links in den gelungenen kleinen 3D-Animationen von Marko Goltnik auf Youtube verfolgen!